Hallo Knut, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns Dich und Dein Startup trushapes – ecofriendly snowboards etwas genauer vor:
Freut mich sehr. Ich bin Knut und der Gründer von trushapes. Vor über 15 Jahren bin ich fürs Studium zum Wirtschaftsingenieur nach Konstanz gezogen. Ich würde lügen, wenn die Nähe zu den Bergen keine Rolle bei der Wahl der FH gespielt hat. Für mich war klar, dass ich am Bodensee bleiben würde und so heuerte ich nach dem Studium ganz klassisch in einem Industrieunternehmen in der Umgebung an. Da merkte ich allerdings schnell, wie zäh und unbefriedigend so ein Berufsalltag sein kann – Veränderungsbereitschaft war kaum vorhanden und nachhaltiges Handeln ebenso wenig. Die Maximierung des Profits stand bei allen Firmen, bei den ich tätig war, an oberster Stelle. Ökologisch gehandelt wurde nur, wenn es ökonomisch von Vorteil war.
Diese Sichtweise widerspricht meiner persönlichen Überzeugung und meinen Werten total.
Mit trushapes möchte ich eine Marke schaffen, die in Sachen ökologische Verantwortung in der Snowboardbranche eine Vorreiterrolle einnimmt. Über unsere Website kann jeder Kunde sein Snowboard individuell konfigurieren. So entstehen in unserer Werkstatt, einer ehemaligen Zimmerei in Konstanz, nachhaltige Unikate für Tiefschnee Fans.
Wie ist die Idee zu trushapes entstanden ?
Nachdem vor einigen Jahren mal wieder eins meiner Snowboards viel zu früh gebrochen ist und ich es auf dem Sondermüll entsorgen musste, habe ich mir vorgenommen diesmal ein langlebiges und nachhaltig produziertes Snowboard zu kaufen. Am liebsten in Deutschland produziert.
Bei meiner Recherche wurde mir erst wirklich bewusst, wie viele umweltschädliche Materialien in einem Snowboard stecken, sich jedoch bis heute kein Hersteller dem Thema Nachhaltigkeit konsequent widmet. Hinzu kommt, dass viele Firmen in Ländern produzieren lassen, die nicht nur geografisch gesehen kaum weiter von den Bergen entfernt sein könnten, sondern auch arbeitsrechtlich zurecht in der Kritik stehen.
Snowboarden lebt von einer intakten Natur. Also sollte es oberstes Interesse eines jeden Akteurs in der Snowboardbranche sein, diese mit allen Mitteln zu erhalten.
Aber leider ist der ökologische Fußabdruck eines konventionell hergestellten Snowboards unterirdisch.
Wie willst Du mit trushapes dieses Problem lösen ?
Wir betrachten den gesamten Lebenszyklus eines Snowboards. Von der Wahl der Rohstoffe bis zum Upcycling alter Snowboards setzen wir konsequent auf die nachhaltigsten Lösungen.
Alle Komponenten unserer Snowboards bestehen aus nachwachsenden und regionalen Rohstoffen sowie recycelten Materialien. Der Holzkern wird aus Pappel-& Buchenholz hergestellt. Die Oberfläche der Snowboards besteht aus Echtholzfurnier. Anstatt Glasfasern verwenden wir Flachsfasern und der Laufbelag wird aus 100% recyceltem Kunststoff hergestellt.
Damit geben wir uns aber noch nicht zufrieden: Anstatt auf dem Müll zu landen, schenken wir dem alten Snowboard ein neues Leben als Longboard.
Ein weiteres Problem der Ski-& Snowboardindustrie ist die Überproduktion und die damit verbundene Verschrottung tausender nagelneuer Snowboards. Dieses Problem lösen wir durch individuelle und bedarfsorientierte Produktion.
Wie würdest Du Deiner Großmutter trushapes erklären ?
Ich müsste wohl zunächst erklären was ein Snowboard ist. Für diese Snowboards verwenden wir im Gegensatz zu den großen etablierten Herstellern ausschließlich Materialien die der Natur nicht schaden.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?
Ohje, einiges. Aber am meisten Ärger hat mir der Produktionsprozess gemacht. Viele Bretter kamen krumm und schief aus der Presse. Kurzzeitig war ich drauf und dran aufzugeben.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Keine voreiligen Schlüsse ziehen. Kraft sammeln und sich mit Optimismus den Aufgaben stellen. Ich bin überzeugt, dass mit einem starken Willen jedes Problem gelöst werden kann.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Wir sind die ganze Zeit über unseren Kernwerten treu geblieben. Der einfachere Weg wäre sicherlich gewesen, Kompromisse bei der Materialwahl einzugehen. Aber dann könnte ich heute nicht hier stehen und voller Stolz die nachhaltigsten Snowboards präsentieren.
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Zu Beginn haben wir einen Existenzgründungszuschuss erhalten sowie diverse Förderprogramme in Anspruch genommen. Alles Weitere konnte bisher aus Eigenkapital finanziert werden. Aber klar ist auch, wollen wir weiterwachsen, sind wir auf Fremdkapital angewiesen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Erstmal müssen wir Bekanntheit und Reichweite aufbauen. Für ein kleines Startup ist dies in einer Branche, in welche große Marketingsummen gepumpt werden, eine besondere Herausforderung.
Zur kommenden Saison 2022/23 möchten wir ein Splitboard herausbringen, welches aktuell noch in der Entwicklungsphase steckt.
Darüber hinaus hoffe ich bald von den Einnahmen leben zu können und weitere Mitarbeiter einzustellen.
Vielen Dank für das Interview.
Fetten Respekt für Dein Durchhaltevermögen und das Du konsequent die Werte Deiner Grundidee hoch hältst. So wirst Du Erfolg haben.✊